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Linkspartei vs. Adel – Vizechefin Kipping will Adelstitel abschaffen

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 Die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vorgeworfen, seinen Adelstitel zu instrumentalisieren. Deshalb fordert sie nun die Abschaffung von Adelstiteln in Deutschland.

„Adelstitel sind in einer Demokratie überflüssig“, sagte Katja Kipping der „Süddeutschen Zeitung“. „In Österreich hat man 1919 die Adelstitel abgeschafft. Es ist an der Zeit, dass wir das auch in Deutschland tun“, erklärte sie.  Besonders griff sie Verteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CSU) an. „Guttenberg versucht, sich als jemand darzustellen, der anders ist als das politische Establishment“, sagte Kipping. Er operiere dabei geschickt mit Fotos, sei es am New Yorker Times Square  oder gemeinsam mit seiner Ehefrau Stephanie bei deren Besuch der Bundeswehrtruppe in Afghanistan.

Guttenberg knüpfe „an die Unzufriedenheit mit der real existierenden Demokratie“ an und spiele mit dem „Bedürfnis nach einem aristokratischen Führungsstil“. Somit würde er eine stille „vordemokratische“ Sehnsucht in Teilen der Bevölkerung bedienen.

Auf den Einwand, dass es im Widerstand gegen Hitler auffallend viele Adelige gegeben hätte, befand Kipping: „Das ist falsch!“ Sie verwies stattdessen auf Kommunisten und Sozialdemokraten.

In einer Umfrage des stern zum Thema Adel in Deutschland und dessen Namensführung hält eine deutliche Mehrheit die Debatte der Linkspartei-Vizechefin für überflüssig. Adelstitel seien lediglich Namensbestandteile. Zudem ist es von deutlich mehr Interesse, was diese Personen leisten oder nicht.

Seit dem 11. August 1919 (Weimarer Republik) sind die Vorrechte des Adels in Deutschland -wie auch in Österreich- abgeschafft. Der Adelstitel ist seitdem nur noch Bestandteil des Namens. Beispiele dafür, dass Politiker ihren Adelstitel bewusst nicht führen, gibt es. Hermann Otto Solms (FDP) legte seinen Titel ab. Sein vollständiger Name lautet: Hermann Otto Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich.

Unbestritten ist es aber, dass gerade Träger von Adelstiteln z.B. einen gewissen Vorteil beispielsweise bei Stellenbesetzungen in der Wirtschaft haben. Grundsätzliche Privilegien gibt es allerdings richtigerweise nicht.

  Die Linke eröffnet hier eine Debatte, die überflüssig ist und lediglich eine kleine Minderheit der deutschen Bevölkerung betrifft. Ob Guttenbergs Beliebtheit ursächlich damit zu tun hat, dass er einem alten Adelsgeschlecht entspringt, scheint fraglich. Vielmehr sollte sich die Linke mit seiner politischen Arbeit und weniger mit dem Guttenbergschen Glamour auseinander setzen. Oder noch besser: ihm politisch etwas entgegensetzen!

Kipping zielt auch darauf ab, dass es eine gewisse Sehnsucht mancher Deutscher nach Adel gäbe. Dies mag stimmen. Hier sollte aber differenzierter argumentiert werden. Viele, die sich für die internationale Welt des Adels interessieren, machen dies nicht aus politischen Gründen, vielmehr ist es die Faszination einer Parallelwelt, die viele als solche auch betrachten. Unsinnig wäre die Behauptung, dass hier der Wunsch nach Wiedereinführung des deutschen Adels mit all seinen alten Privilegien stehen würde. Seichte Klatschgeschichten der Yellow-Press aus der Welt des Jet-Sets und des Adels wurden immer gern von vielen gelesen, ohne das Deutschland an den Rand einer antidemokratischen Monarchie geraten wäre.

Für viele ist das Interesse an den europäischen Königshäusern reinste Unterhaltung, wohlwissend, dass die Monarchien in Europa allesamt keine machtpolitische Rolle (s. parlamentarische Monarchie) mehr spielen. Ihnen stehen verfassungsrechtlich lediglich Repräsentanzaufgaben zu. In einigen europäischen Ländern entfachen immer wieder Diskussionen darüber, die eigenen Königshäuser abzuschaffen, was aber immer am Widerstand der Mehrheit der jeweiligen Bevölkerungen scheiterte. Sollte beispielsweise England den Adel und sein Königshaus abschaffen, würde es sich finanziell massiv selbst schaden. Denn die Aufmerksamkeit, die gerade die Windsors international erfahren, ist ein Wirtschaftsfaktor für dieses Land von erster Güte.

Die Linke sollte das alles gelassen sehen und sich auf ihre eigenen originären Themen besinnen. Unwichtige Diskussionen über den Adel gehören dazu sicher nicht. Deutschland hat wahrlich andere Probleme!

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